Es war einmal...

Ich wurde vor 23 Jahren als zweites Kind in eine Familie hineingeboren, von Eltern die sich nicht mehr liebten. Ich genoss trotzdem meine Kindheit und freute mich endlich in die Schule zu kommen, weil ich sehr wissbegierig war. 
In der Grundschule hatte ich so meine Probleme. Meine Noten waren gut, doch ich hatte Schwierigkeiten Freunde zu finden. Mit meinen motorischen Fähigkeiten konnte ich mit den anderen nicht mithalten. Ich war dem entsprechend schlecht im Sport und wurde bei Ballspielen & Co. stets gemieden. Der Gedanke an Sportunterricht steht bei mir nach wie vor für Angst und Scharm. Ich begann viel zu lesen (jede Woche mehrere Bücher), ich zog mich zurück und beschäftigte mich gern mit mir selbst. Da ich mich so wenig bewegte wog ich bald einige Kilos zu viel, was meine Sportlichkeit natürlich nicht gerade verbesserte.
In der vierten Klasse wendete sich jedoch das Blatt. Ich kann mir zwar nicht erklären wie es dazu kam, aber ich wurde immer mehr von den anderen akzeptiert. Ich wurde von vielen zum Geburtstag eingeladen, freundete mich mit mehreren meiner Mitschüler_innen an. die Anderen nahmen mich als die Hilfsbereite, Liebe und Nette wahr und akzeptierten meine Schwächen. 
Als ich mich also gerade sehr wohl fühlte stand die Auflösung unserer Klasse und die Wahl der nächsten Schule an. Ich sollte auf´s Gymnasium, viele meiner neuen Freunde gingen auf die Mittelschule. Der Kontakt brach größtenteils ab. In der neuen Klasse fing alles wieder von Neuen an. Ich war die etwas Dickere, Unscheinbare, Unsportliche, Schüchterne und auch irgendwie "seltsame" .  Ich war in der Schule recht still, interessierte mich meist nicht für die gleichen Sachen wie meine Mitschüler. Mein Selbstbewusstsein war nicht das Beste und reduzierte sich immer mehr. Ich fühlte mich in der Klasse nie wohl, meine Noten wurden immer schlechter, ich traute mich am Ende in einigen Fächern kaum auf Fragen der Lehrer_innen zu antworten, weil ich die Reaktion auf  eine falsche Antwort die von mir kam kannte. Ich schwieg und hätte doch oftmals die richtige Antwort gewusst. Auch die Hofpause war für mich der Horror. Während die anderen redeten, zusammen spielten, striff ich allein über den Hof. Ich war die typische Außenseiterin.
Da ich niemanden zum reden hatte, mich keinen anvertrauen konnte, fraß ich alles im wahrsten Sinne des Wortes in mich hinein. Diese "Problembewältigung" hatte ich von meiner Mutter gelernt (ohne ihr deswegen einen Vorwurf machen zu wollen!). 
Als ich 15 war lernte ich durch meinen Bruder jemanden kennen, der die gleiche Musik hörte wie ich, ähnliche Ansichten und einen relativ großen Freundeskreis hatte. Zunächst wurde ich zu Partys eingeladen. Ich integrierte mich schnell und fühlte mich zum ersten mal seit langen wieder richtig wohl. Das Zentrum unserer Treffen spielte die Wohnung eines unserer Freunde. Bald war ich kaum noch zu Hause. Nach der Schule trafen wir uns, ich fuhr stets mit dem letzten Bus nach Hause. An den Wochenenden verschwand ich ganz und meine Mutter war froh wenn ich ihr sagte wohin es ging. Wir tranken oft, kifften, viele von uns klauten, schwänzten die Schule, waren bereits in der Psychiatrie oder im Jugendknast, aber das hört sich gerade schlimmer an, als es war. Wir waren ein bunter Haufen. Ein Teil ging zur Schule, hatte gute Noten,m ein andere hatten ein Abgangszeugnis der sechsten Klasse. Was uns verband, waren die Probleme in unseren eigentlichen zu Hause. Bei mir dominierte Streit, teilweise Gewalt, das fehlen von wirklichen Gesprächen, ein viel zu kleines Zimmer, welches ich bis 18 mit meinen 3 Jahre älteren Bruder teilen musste, die Trennung meiner Eltern und so weiter. Nicht unbedingt besonders schlimm oder außergewöhnlich, aber jeder kommt mit so etwas anders klar, findet eigene Ventile. Meines waren die Treffen mit meinen Freunden und sich mit Musik, Alkohol und Cannabis zu berauschen.

Nach der Neunten beschloss ich nach der zehnten Klasse auf dem Gymi aufzuhören, da ich mir so auch die üblichen Realschulprüfungen ersparen konnte. Jedoch fing ich mir in einigen Fächern so schlechte Noten gleich zu Beginn des Schuljahres ein, dass ich überlegte das Jahr freiwillig auf der Mittelschule zu wiederholen. Dies war allerdings nur möglich wenn ich sitzen blieb, was ich dann unter  Absprache mit einigen Lehrern tat. Ohne den Druck bekam ich sogar wieder bessere Noten, obwohl ich das zu dein Zeitpunkt nicht mehr wollte. 
Auf der Mittelschule hatte ich gute Noten ohne mich anzustrengen, eine sehr gute Freundin war meine Mitschülerin und ich kam im Allgemeinen auch mit der Klasse etwas besser klar. Unser Freundeskreis brach aus verschiedenen Gründen immer mehr auseinander, jedoch hatte ich seit dieser Zeit immer einige sehr gute Freunde und viele Kumpels/Kumpelinen mit denen ich die Zeit verbrachte. Feste Freundeskreise kamen und gingen, doch viele Freundschaften überdauerten und wurden immer intensiver. Mein Konsum von Alkohol und Drogen stieg, jedoch konsumierte ich hauptsächlich am Wochenende. Als ich mit 17 jedoch ohne Probleme eine Flasche Wodka allein trinken konnte, wurde es kritisch. Zu meinen Glück rüttelte mich ein Unfall etwas wach, nach welchem ich 6 Wochen auf  Krücken laufen musste. Ich drosselte meinen Konsum.




Zu dieser Zeit hatte ich bereits eine zweijährige Ausbildung begonnen. Alles lief gut, ich bekam ohne Anstrengung gute Noten und fühlte mich das erste mal in einer Schulklasse wohl.
Danach folgte ein Jahr FOS (welches ich ohne Anstrengung und mit wenig lernen mit einen Durchschnitt von 1,67 abschloss) und nun studiere ich. Trotz seltener Anwesenheit erhalte ich fast ausschließlich gute bis sehr gute Noten... Mit Drogen habe ich immer wieder experimentiert, habe es nie übertrieben und bin bei ein paar mal in der Woche Kiffen (allerdings nicht als muss) geblieben.  Neben den Alkohol blieb auch immer das Essen eines meiner Ventile für schlechte Gefühle. Bis heute ist mein Selbstbewusstsein in vielen Situationen gering, meist brauche ich lang um aufzutauen. Ich habe mehrere sehr gute Freunde, die mir vieles Anvertrauen, deren Problem und Sorgen ich für mich behalte, versuche ihnen zu helfen, doch...ich konnte mich nie überwinden mich jemand anderen gegenüber zu öffnen. Die wenigen Male bei denen ich es versucht habe scheiterten...
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